Tonbandservice

Ein Portal für die Reparatur und Wartung von 

Geräten der Reihe UHER Report 4000 - 4400 

und UHER Report Monitor 4000 - 4400

Das Einmessen - Achtung! Blasphemie!

Das Einmessen gehört zu den geheimnisumwitterten Themen im Bereich der Tonbandtechnik. Jeder hat den Begriff schon einmal gehört und möchte auch, dass sein Gerät korrekt eingemessen ist, aber … was ist das eigentlich?


Zur Erläuterung muss man vorausschicken, dass es beim „Einmessen“ um nichts anderes geht, als um das korrekte Einstellen auf einen bestimmten Bandtyp. Je nach Hersteller und Typ sind die magnetischen Eigenschaften eines Bandes unterschiedlich, das gilt auch für verschiedene Bänder des gleichen Herstellers, also ob es sich z. B. um ein Langspielband, ein Doppelspielband oder um ein Dreifachspielband handelt. Daneben gibt es innerhalb dieser Typen noch Zusatzeigenschaften, wie z. B. „LH“ (Low Noise High Output). All diese Bänder haben verschiedene „Arbeitspunkte“. Darauf möchte ich hier jedoch nicht näher eingehen, das Internet stellt dazu sehr viele Artikel zur Verfügung. Ich möchte hier auch keine theoretischen Abhandlungen vertiefen, sondern praxisbezogene Tipps geben. Ich bin mir darüber bewusst, dass ganze Heerscharen von Puristen nun über mich herfallen werden, wie ich dazu komme, ein solch geheiligtes Thema wie das „Einmessen“ derart simpel, profan oder gar blasphemisch abzuhandeln. 


Eines möchte ich klarstellen: Das Einmessen ist hochkomplex und erfordert zur korrekten Ausführung viele Voraussetzungen. So müssen die Tonköpfe absolut korrekt justiert und entmagnetisiert sein, der Bandzug und der Gleichlauf müssen stimmen. Dann wird ein Bezugsband benötigt, ebenso verschiedene spezielle Geräte zur Messung des Frequenzgangs und des Klirrfaktors (= Maß für nichtlineare Verzerrungen). Dies lässt erkennen, dass „Otto Normalverbraucher“ kaum in der Lage sein wird, die Einmessung korrekt vorzunehmen. Man muss  jedoch bedenken, dass es letztlich auf den Klangeindruck ankommt und weniger auf Messwerte. Einfacher ausgedrückt: Wenn der Lautstärkepegel bei der Aufnahme und bei der Wiedergabe übereinstimmt und die Höhen und Bässe bei der Aufnahme und der Wiedergabe ebenfalls gleich sind, dann ist das „Einmessen“ geglückt. Mehr will man ja auch nicht erreichen. Nun ja, dabei ist der Klirrfaktor nicht berücksichtigt, aber Hand aufs Herz: wer hört es schon, ob dieser Faktor 1%, 2% oder gar 5 % beträgt? Bei Sprachaufnahmen, Pop- oder Rockmusik ist dies auch nicht maßgeblich. Außerdem ist das Einmessen immer ein Kompromiss. Es ist nicht möglich, Pegel, Frequenzgang und Klirrfaktor gleichermaßen zu optimieren, weil hier Abhängigkeiten untereinander gegeben sind. Außerdem ist eine korrekte Einstellung auch immer nur bei einer bestimmten Bandgeschwindigkeit möglich. Wird die Bandgeschwindigkeit geändert, muss man eine Abweichung der korrekten Einstellung in Kauf nehmen. 


Aber was bedeutet das in der Praxis?


Am Beispiel eines UHER Report 4200 Monitor möchte ich das erläutern. Man legt ein bestimmtes Band ein, das man vornehmlich verwendet und auf das man sein Gerät optimieren möchte, z. B. ein BASF DP 26 LH. Dann ruft man im Internet bei YouTube ein Sinussignal 1000 Hz auf und betätigt die Aufnahme- und Starttaste, Stellung ist „Stereo“, Geschwindigkeit nach Belieben, ich empfehle 9,5 cm/sec. Die Hinterbandkontrolle steht auf „S“. Nun regelt man den Aufnahme-/Masterregler des linken Kanals soweit hoch, bis er gerade bei 0 db steht. Die gleiche Prozedur mit dem rechten Kanal. Nun stellt man die Hinterbandkontrolle auf „T“ und schaut, wo sich die Nadeln hinbewegen. Sind sie bei „S“ und „T“ gleich, ist alles in Ordnung und es braucht nichts weiter getan werden. Weichen die Nadeln nach oben oder unten ab, sind die Regler R9 bzw. R10 so zu verstellen, bis die Zeiger bei „S“ und „T“ auf 0 dB stehen. Nun macht man eine Musikaufnahme. Die Lautstärke und die Höhen- und Basswiedergabe sollten bei „S“ und „T“ gleich sein, andernfalls wären R119 und R120 nachzustellen.


Der Zweck heiligt die Mittel. Letztlich soll erreicht werden, dass die Pegel bei Aufnahme und Wiedergabe gleich sind. Und das kann man mit der beschriebenen Methode erreichen.


Zugegeben, sehr professionell ist das nicht. Aber für den Hausgebrauch genügt es. Will man es „richtig“ machen, sollte man wie folgt vorgehen (Referenzband und Spezialgeräte erforderlich):


Gerät auf »RECORD« schalten. MONITOR-Schalter in Position „S" bringen. Tongenerator-Signal 315 Hz /10 mV. Einsteller »REC I« und »REC II« so weit aussteuern, bis an der Buchse »MONITOR« 775 mV gemessen werden. Die Anzeigeinstrumente mit R114 (linker Kanal) bzw. R115 (rechter Kanal) auf 0 dB einstellen.


Bandgeschwindigkeit 19 wählen. Referenz-Leerband auflegen. Messfrequenz 315 Hz mit 0 dB Aussteuerung entspr.  775 mV an der Buchse MONITOR aufzeichnen. Schalter MONITOR von S (Source = Quelle auf T (Tape = Band) umschalten. R 119 (linker Kanal) bzw. R 120 (rechter Kanal) so einstellen, dass der Klirrfaktor k3 über Band 3% ist. Anschließend den Wiedergabepegel mit R 9 (linker Kanal) bzw. R 10 (rechter Kanal) auf 0 dB entspr.  775 mV an der Buchse MONITOR einstellen. Aus dieser Einstellung resultiert beim Abspielen des Pegeltonteils des DIN-Bezugsbandes 19 H ein Wiedergabepegel von 410 mV (Report 4000/4200) bzw. 470 mV (Report 4400).

Hier die Aufnahme und Wiedergabe eines mit der simplen Methode eingemessenen Bandes EMTEC PR 368


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