Tonbandservice
Ein Portal für die Reparatur und Wartung von
Geräten der Reihe UHER Report 4000 - 4400
und UHER Report Monitor 4000 - 4400
Defektes Report gekauft… und nun?
Es ist eigentlich ein ganz normaler Vorgang: Man sieht in einer Verkaufsanzeige ein verlockendes Angebot für ein UHER Report und ist sofort interessiert. Das beigefügte Foto schaut eigentlich recht gut aus und die Beschreibung hört sich auch nicht schlecht an. Der Wermutstropfen allerdings: „Mangels Band konnte die Aufnahme/Wiedergabe nicht geprüft werden, die Bandteller bewegen sich aber!“
Leider sieht man solche Anzeigen nicht selten. Besonders verdächtig: Auf einem der Foto ist ein Band eingelegt, obwohl angeblich keines vorhanden ist. In fast allen dieser Fälle kann man davon ausgehen, dass das Gerät einen Defekt aufweist. Einigermaßen fair ist es, wenn der Verkäufer angibt „Wegen fehlender Testmöglichkeit wird das Gerät ausdrücklich als defekt verkauft!“
Kurze Zeit später ist man dann im Besitz des Gerätes und schließt es erwartungsvoll an. Ein Band ist eingelegt, die Spulen drehen sich sogar, aber der Lautsprecher bleibt stumm. Die Aufnahmefunktion geht auch nicht, obwohl das Band wenigstens gelöscht wird. Was tun?
Ich versuche es mal mit einem kurzen Prüfungsschema, das sich bei mir recht gut bewährt hat. Grundsatz: Immer vom Groben ins Feine!
Als erstes das Gerät von außen begutachten:
Sind Kratzer, Lackabplatzungen und sonstige Schäden sichtbar? Dies hat zwar keine direkten Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit, aber vielleicht kann ein gerissener oder beschädigter Deckel durch einen anderen aus einem Ausschlachtgerät ersetzt werden.
Sind alle Schrauben und Schräubchen vorhanden?
Funktionieren die Tasten? Rasten sie ein und lösen sie beim Betätigen der STOP-Taste aus?
Funktioniert die Mechanik des Spurwahlumschalters?
Lässt sich das Zählwerk auf Null stellen?
Nach Prüfung des Äußeren wird der hintere Deckel entfernt. Bei den „Silberlingen“ tut hier eine kleine Münze gute Dienste.Die „IC-Geräte“ haben ein Rändelrad, das sich auch ohne Münze drehen lässt. Nun kommt man an den Schutzkarton, der entweder mit runden Messing-Scheibchen eingeklipst oder nur eingeklemmt ist (IC). Jetzt dreht man die Schraube auf der Hauptplatine vorsichtig heraus. Aufpassen: Da hängt eine Abstandshülse dran, die leicht in das Gerät fallen kann. Nun hat man ein freien Blick auf das Innere des Gerätes.
Optische Prüfung:
Sind die Riemen noch vorhanden?
Sind evtl. Drähte abgerissen oder abgeknipst?
Hängen Drähte frei in der Luft?
Fehlen Schrauben im Batteriefach?
Ist das Batteriefach sauber oder sind da einmal Batterien ausgelaufen und haben korrodierte Kontakte hinterlassen?
Fehlt die Endstufenplatine?
Fehlt die Motorsteuerung?
Sind ausgelaufene Elkos erkennbar?
Sofern keine abgerissenen oder abgezwickten Drähte feststellbar sind und auch die Endstufe und die Motorsteuerung vorhanden sind, kann zur elektrischen Prüfung übergegangen werden. Ansonsten wäre von einer Reparatur abzuraten.
Elektrische Prüfung:
Mit einem ESR-Prüfgerät zunächst alle Elkos durchmessen. Diese können in der Schaltung verbleiben. Hierzu braucht man unbedingt die Platinenansicht (von der Lötseite gesehen). Die Prüfung anhand des Schaltbilds ist zwar möglich, aber in der Praxis kaum machbar. In 99% aller Fälle wird man bei den Elkos fündig. Die zu Unrecht vielgeschmähten Tantal-Elkos sind jedoch nur in den seltensten Fällen die Sünder. Auf keinen Fall sollten die Elkos unter dem Batteriefach vergessen werden, obgleich auch diese sehr oft noch voll funktionsfähig sind. Nun kann man in einem ersten Schritt die schadhaften Elkos austauschen. Vorsicht: Nicht nur auf die Kapazität, auch auf die Spannung achten.
Nach meiner Erfahrung ist man nun schon so weit, dass zumindest beim Abspielen des Bandes etwas zu hören ist. Oft funktioniert auch jetzt schon die Aufnahme. Sollte dies nicht der Fall sein, sollte die Endstufenplatine getestet werden. Während man diese bei den „Silberlingen“ recht einfach ausbauen kann, indem man den breiten Verbindungsstecker abzieht und 2 Schrauben löst, erweist sich das bei den „IC-Geräten“ als etwas schwieriger, weil dort die Verbindungen fest verdrahtet sind. Am besten ein Foto machen, damit später wieder die richtigen Käbelchen an die richtigen Kontakte angelötet werden. Eine Zeichnung geht natürlich auch. Ich ziehe aber ein Foto vor, das in Farbe ausgedruckt später in einem Hefter, zusammen mit dem Schaltplan, Serviceplan etc. abgeheftet werden kann.
Mit dem ESR-Meter also die Elkos auf der Endstufenplatine prüfen, dann kommen die Transistoren dran. Hierzu empfehle ich einen Transistortester oder einen Komponenten-Tester. Ist die Endstufe ok, kann diese wieder eingebaut werden. Die Transistoren UNBEDINGT vor dem Testen ausbauen! Die Prüfung eines Transistors in der Schaltung ist absolut unzuverlässig, das Risiko eines fehlerhaften Ergebnisses ist zu hoch.
Eine zweite Methode zu Testen der Endstufe: Man legt ein schwaches Sinus-Signal (Signalgenerator!) an den richtigen PIN der Endstufe an (Masseverbindung nicht vergessen). Aufnahme- und Lautstärkeregler vorher ganz zurückdrehen und vorsichtig hochregeln! Hört man einen lauten Sinuston aus dem Lautsprecher, kann man davon ausgehen, dass die Endstufe zumindest auf einem Kanal funktioniert.
Häufig defekt: Die VU-Meter
Wenn die Aufnahme funktioniert, aber ein oder beide VU-Meter zeigen keinen Ausschlag, kommen zunächst 3 Möglichkeiten in Betracht.
1. Das VU-Meter hat einen mechanischen Defekt. Im Innern dieser Geräte befindet sich ein Dauermagnet in Form einer kleinen Scheibe, der sich im Laufe der Zeit lösen kann. Dann verkanten sich die kleinen Drehspulen und der Zeiger und nichts bewegt sich mehr. Aus meiner Erfahrung ist die Reparatur zwecklos. Lieber ein funktionierendes VU-Meter aus einem Ausschlachtgerät verwenden. Wenn man vorsichtig(!) mit dem Finger an das VU-Meter klopft, müssten sich Zeiger leicht bewegen. Tun sie dies nicht oder nur ein Zeiger bewegt sich, dann sollte man das VU-Meter austauschen.
2. Der Elko C 37 oder C 38 ist defekt. Dann bleiben die Nadeln links und bewegen sich kein Stück.
3. Die Transistoren T 16 oder T 17 sind defekt. Zum Testen kann man den Trimmer R 23 oder R 52 mit einem feinen Schraubendreher bewegen. Wenn T 16 oder T 17 defekt sind, dann schlägt die Nadel ganz nach rechts aus, wenn man die vorgenannten Trimmer bewegt. Die Transistoren sind vom Typ AC 151. Keinen in der Bastelkiste? Kein Problem. Diese Transistoren sind problemlos durch die Typen BC 560 (PNP) zu ersetzen. Achtung! Es muss unbedingt der BC 560 sein, auf keinen Fall ein BC 550! Denn der BC 550 ist ein NPN-Transistor, der funktioniert hier nicht!
Zum Austausch des/der VU-Meter:
Bei den Stereo-Geräten sind dies 2 getrennte Instrumente. Mit etwas Geschick kann man ein defektes Instrument herauslösen und durch ein anderes ersetzen. Einfacher ist es natürlich, die 2 Instrumente im Block zu tauschen. Hierzu muss die Frontplatte abgeschraubt werden, einschließlich der Drehknöpfe und des Knopfes am Kulissenschalter. Achtung! Die Schräubchen sind sehr klein und gehen leicht verloren. Ist die Frontplatte entfernt (2 Teile!) kann man den Block mit den beiden VU-Metern nach oben herausheben. Vorsicht! Die Drähte sind sehr kurz! Den linken und rechten Draht ablöten. Achtung!! Den heißen Lötkolben nur sehr kurz an die Lötöse des VU-Meters halten, sonst schmilzt das Plastik weg!!! Nun das Gerät „auf den Kopf“ legen (Hauptplatine nach oben) und die Schraube der Hauptplatine lösen. Aufpassen, an der Schraube hängt eine Distanzhülse dran, diese darf nicht in das Innere fallen. Wenn sie sich dort verklemmt, ist es sehr schwer, diese wieder herauszubekommen! Nun lötet man an den Aufnahme-Potis den roten und den blauen Draht (beide Drähte kommen vom VU-Meter) ab. Bis hier geht alles recht einfach. Aber jetzt kommt der schwierige Teil: Man muss nämlich den zweiten blauen Draht des VU-Meters ablöten und dieser befindet sich an einer delikaten Stelle, nämlich am Spurwahlschalter. Da kommt man sehr schlecht dran. Es empfiehlt sich, zunächst die Entzerrerplatine, das ist die kleine Platine oben links abzubauen. Dazu sind 2 Schrauben zu lösen. Wieder ist Vorsicht geboten, damit nicht die kleine Distanzhülse in das Innere fällt. Wenn die Entzerrerplatine entfernt ist, kann man das Gestänge vorsichtig nach unten drehen und kommt leichter an den Lötpunkt des blauen Drahtes dran.
Ich empfehle aber einen kleinen Trick. Anstatt den blauen Draht von dem Spurwahlschalter abzulöten (sehr fummelig, weil da hängt am gleichen Lötpunkt nämlich noch ein dünner roter Draht dran, der nach dem Ablöten irgendwo nach hinten verschwindet) kann man den blauen Draht an einer gut zugänglichen Stelle durchzwicken, das Ende abisolieren und verzinnen. Dort kann man den blauen Draht des neuen VU-Meters anlöten. Nun die blanke Stelle isolieren und fertig.
Leute mit wenig oder keiner Lötpraxis sollten sich allerdings gut überlegen, ob sie das alles auf sich nehmen wollen. Im Zweifel lieber die Finger von dem Austausch des VU-Meters lassen. Unter uns gesagt: Das UHER Report ist so gutmütig, dass es bei Mittelstellung der Aufnahmeregler kaum zu übersteuern ist. Am besten macht man eine Probeaufnahme und merkt sich die Stelle, wo die Übersteuerung anfängt. Zugegeben: das ist nicht professionell, aber besser als „kaputtgelötete“ VU-Meter oder Spurwahlschalter. Das lässt sich nämlich nur sehr schwer wieder gutmachen.
Und nun ein Fall aus der Praxis:
Ich hatte ein Report 4400 IC auf dem Tisch mit der Fehlerbeschreibung „Keine Funktion“. Und so war es auch. Nach Einlegen des Netzteils passierte rein gar nichts. Außer dass das Netzteil ziemlich warm wurde, fast heiß. Also schnell raus mit dem Teil und ein Labornetzteil angeschlossen. Mit diesem Gerät kann man nämlich nicht nur die Spannung genau einstellen, sondern erkennt auch, wieviel Strom fließt. Der maximale Strom kann auch eingestellt werden. Ich habe die Spannung auf 6 V und den Strom auf max. 1 A eingestellt. Nun die Kabel angeschlossen. Die Spannungsanzeige an dem Labornetzteil ging sofort in die Knie und der Strom stieg auf 1 A an. Also Kurzschluss. Aber wo?
Ich habe dann den Batteriekasten ausgebaut und die schwarzen Drähte an der Platine der Spannungsversorgung abgelötet, diese Drähte liegen am Pluspol! Nun jeden der schwarzen Drähte einzeln angeschlossen und siehe da: Bei einem der 4 Drähte gab es den Kurzschluss. Ich habe den Draht verfolgt und der führte zu C 88 auf der Hauptplatine. C88 war also der Übeltäter. Anstatt den Gleichstrom zu sperren, ließ er ihn ungehindert durch. Plus hatte also direkten Kontakt mit Minus, bei quasi Null Ohm. Eine grauenvolle Vorstellung. Der Austausch des Elko führte zum Erfolg, der Motor lief.
Teil 1 des Problems war also gelöst. Allerdings kam kein Ton aus dem Lautsprecher.
Dieses Problem muss man strukturiert angehen. So wie bei der Computerei als oberster Satz gilt: „Sichern, sichern, sichern“, so gilt beim Analysieren und Reparieren von elektronischen Geräten: „Messen, messen, messen“. Die Messungen an verschiedenen Punkten in der Schaltung ergaben viel zu geringe Spannungswerte, manche lagen nur bei knapp über 0 V. Da fielen mir sofort die dicken Elkos auf der Platine der Spannungsversorgung ein, die sich unter dem Batteriekasten befinden. Denn wenn diese Elkos morsch sind, bekommt die ganze Hauptplatine keine Spannung. Und so war es auch. Nach Austausch der Elkos lief alles wieder wie am Schnürchen, Aufnahme und Wiedergabe glasklar und kräftig. Auch die Zeigerinstrumente, die vorher etwa in Mittelstellung standen, gingen auf Null zurück und schlugen bei der Aufnahmefunktion wieder aus, wie sie es sollten.
Ein kleiner Fehler muss noch behoben werden, nämlich die Bremse am linken Bandteller. Da ist eine Justierung erforderlich. Kommt in Kürze dran, ist aber nicht problematisch.
Fazit:
Wenn der Motor nicht läuft: Auf evtl. Kurzschluss prüfen, dabei besonders C 88. Natürlich kann auch die Motorsteuerung oder der Motor selbst defekt sein, das kommt jedoch wohl eher selten vor. Ich hatte noch nie einen solchen Fall, bei mittlerweile etwa 30 Geräten.
Wenn kein Ton zu hören ist: Erst einmal messen. Sind die Spannungswerte auf der Hauptplatine zu gering, liegt der Verdacht nahe, dass die dicken Elkos unter dem Batteriefach defekt sind. Wenn die Spannungen nur geringfügige Abweichungen haben, sollten die Elkos (zunächst nicht die Tantal, die sind meistens ok!) auf der Hauptplatine geprüft werden. Hier leistet ein Signalverfolger gute Dienste. Transistoren sind nach meiner Erfahrung nur ganz selten defekt, ab und zu kann auch ein Widerstand hinüber sein, aber das erkennt man meist an den Messwerten.